Risikomatrix nach Nohl: ein wichtiger Bestandteil Ihrer Gefährdungsbeurteilung
Unfälle oder arbeitsbedingte Erkrankungen sollten im Arbeitsalltag in jedem Fall vermieden werden. Daher ist es besonders wichtig, dass Unternehmer ihre Angestellten vor Risiken schützen und Gefährdungen bereits an deren Quelle vermeiden. Grundbaustein des Arbeitsschutzes ist daher die Gefährdungsbeurteilung. Hier ist die Risikomatrix nach Nohl ein wichtiges und häufig genutztes Instrument, um Risiken angemessen zu bewerten und passende Arbeitsschutzmaßnahmen einzuleiten. In unserem Beitrag stellen wir Ihnen Funktionalitäten und Vorteile der Risikomatrix nach Nohl vor und zeigen mögliche Alternativen auf.
Risikomatrix nach Nohl als Element der Gefährdungsbeurteilung
Das zentrale Element für effektive Präventionsmaßnahmen und einen ganzheitlichen Arbeitsschutz im Unternehmen bildet die Gefährdungsbeurteilung, durch die die Arbeitsbedingungen aller Mitarbeiter bewertet werden. Der Arbeitgeber ist durch das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) verpflichtet, zum Schutz seiner Mitarbeiter arbeitsplatzbezogene Gefährdungen zu ermitteln und erforderliche Sicherheitsmaßnahmen abzuleiten.
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Wenn die Gefährdungsbeurteilung ergibt, dass die Tätigkeit an einem Arbeitsplatz gefährlich ist und Unfälle daraus entstehen können, dann muss abgewogen werden, ob und inwiefern ein Risiko vorliegt. Doch wie sieht eine solche Risikobewertung aus? Grundsätzlich können Risiken nur basierend auf Erfahrung und Vernunft eingeschätzt werden. Als Hilfsmittel gibt es hierfür aber auch ein methodisches Werkzeug: die Risikomatrix.
Sehr häufig kommt dabei die Risikomatrix nach Nohl zum Einsatz. Auf ihr bauen viele weitere Arbeitsschritte auf, darunter die Bestimmung von angemessenen Maßnahmen sowie deren Wirksamkeitskontrolle.
Definition der Risikomatrix nach Nohl
Ganz allgemein dienen Risikomatrizen der Visualisierung von Risikolagen im Betrieb, in denen meist deren Eintrittswahrscheinlichkeiten und mögliche Folgen durch zweidimensionale Darstellung ins Verhältnis gesetzt werden. Eine Risikomatrix ist damit ein Instrument der Risikobeurteilung sowie des Risikomanagements.
Doch wie funktioniert die Risikomatrix nach Nohl nun im Detail? Auf Nohls Arbeit im Jahr 1988 zurückgehend, findet sie vorwiegend Anwendung im Arbeitsschutz. Entscheidend ist, dass für eine spezifische Gefährdung zunächst die Wahrscheinlichkeit bestimmt werden muss, mit der ein potentielles Risiko eintreten kann. Zugleich muss auch die Schwere des Schadens, die bei einem möglichen Vorfall entsteht, abgeschätzt werden.
Anhand beider Werte lässt sich dann beurteilen, ob das Risiko akzeptabel ist oder Vorkehrungen zur Schadenseindämmung getroffen werden müssen. Dazu ergibt sich aus der Matrix eine Maßzahl, mit deren Hilfe der Bedarf an Präventionsmaßnahmen abgeleitet werden kann.
Folgende Ausprägungen finden häufig Anwendung in der Risikomatrix nach Nohl:
Eintrittswahrscheinlichkeit des Risikos:
Wie wahrscheinlich ist der Eintritt eines Risikos mit verbundenen Schäden für das Unternehmen?
- sehr gering
- gering
- mittel
- hoch
Schadenshöhe bzw. Schadensausmaß:
Wie weitreichend ist der Schaden und welche negativen Folgen entstehen dadurch für die Zielerreichung des Betriebes?
- leichte Verletzungen oder Erkrankungen (die Arbeit kann fortgesetzt werden)
- mittelschwere Verletzungen oder Erkrankungen (Arbeitsausfall)
- schwere Verletzungen oder Erkrankungen (irreparable Dauerschäden möglich)
- möglicher Tod, Katastrophe
Teilweise wird hierbei auch auf 5-stufige Achsen zurückgegriffen. Für die angemessene Einschätzung der Risiko-Ausprägungen sollten alle zur Verfügung stehenden Informationen eingeholt werden. Hilfreich sind z. B.
Nach der Identifikation beider Ausprägungen erhält man eine Maßzahl. Diese liegt in der Regel zwischen 1 und 7. Anhand der Risikozahl lässt sich ableiten, ob und inwieweit Maßnahmen ergriffen werden müssen. Hierbei kann sich an folgender Zuordnung orientiert werden:
1–2: Geringes Risiko
Da das Auftreten einer Verletzung sehr unwahrscheinlich ist, müssen keine Maßnahmen zur Risikominimierung getroffen werden.
3–4: Mittleres Risiko
Da der Eintritt eines Schadens wahrscheinlich ist, müssen Maßnahmen zur Risikoreduzierung ergriffen werden.
5–7: Hohes Risiko
Da eine Verletzung sehr wahrscheinlich ist, muss dringend gehandelt und den Risiken vorgebeugt werden.
Das maximale Risiko ergibt sich also aus der Kombination einer sehr hohen Eintrittswahrscheinlichkeit und eines sehr hohen Schadens.
Hinweis:
Beim Einsatz der Risikomatrix nach Nohl ist zu beachten, dass die Verwendung von Begrifflichkeiten wie „wahrscheinlich“ oder „sehr gering“ im Betrieb stets einheitlich erfolgen sollte. Anderenfalls können verschieden interpretierte oder angewandte Begriffe schnell zu Fehleinschätzungen führen. Zudem ist es möglich, dass sich die beiden Faktoren Eintrittswahrscheinlichkeit sowie Schadenshöhe gegenseitig relativieren und dadurch die Beurteilung der Risiken verzerren. Hier ist Vorsicht geboten: Eine Risikomatrix sollte immer dem Kriterium der sinnvollen Einschätzung genügen.
Alternativen zur Risikomatrix nach Nohl
Grundsätzlich werden als qualitative Instrumente der Risikoeinschätzung zumeist Risikomatrizen und Risikographen verwendet, die auch als Risikoportfolio oder Risikodiagramm bekannt sind. Hierbei gibt es eine Vielzahl an Methoden der Risikobewertung – auch wenn die Risikomatrix nach Nohl eine der prominentesten ist.
Weitere Methoden zur Risikoeinschätzung sind u. a. (Auszug):
- Risikozahlen nach Reudenbach – berücksichtigt die Dauer und Häufigkeit der Gefährdungsexposition sowie die Vermeidungsmöglichkeit
- RAPEX-Verfahren (Rapid Exchange of Information System) – Schnellwarnsystem der EU für gefährliche Konsumgüter und Verbraucherschutz
- Nomogramm nach Raafat – umfasst die drei 6-stufigen Parameter Eintrittswahrscheinlichkeit, Häufigkeit bzw. Dauer sowie Schwere der Verletzung
- Methode nach Kinney – berücksichtigt Auswirkungen des Imageverlusts und Häufigkeiten-Parameter
- Failure Mode and Effects Analysis (FMEA) – Fehlermöglichkeits- und Einfluss-Analyse, unterteilt in System-, Prozess- sowie Konstruktions-FMEA
Risikomatrix nach Nohl digital durchführen
Die Verwendung einer Risikomatrix bringt verschiedene Vorteile mit sich. Einerseits kann die Risikobewertung mit wenig Aufwand visualisiert und im gesamten Betrieb kommuniziert werden. Andererseits macht sie die Menge und Relevanz von Risiken deutlich.
Die Risikomatrix nach Nohl trägt damit zu einem gemeinsamen Risikoverständnis im Unternehmen bei und fördert darüber hinaus die Transparenz und Sensibilität für Gefährdungsquellen. Sie ist außerdem individuell anpassbar, sodass sich vielfältige Zusammenhänge abbilden lassen.
Um den Einsatz der Risikomatrix nach Nohl im Arbeitsalltag zu erleichtern, eignen sich digitale Lösungen. Die Software iManSys unterstützt Sie nicht nur im Rahmen der Risikoanalyse, sondern umfasst den gesamten Prozess der Gefährdungsbeurteilung im Unternehmen.
Mit iManSys können Sie verschiedene Vorlagen für Gefährdungsfaktoren verwenden oder unternehmensspezifische Gefährdungen anfertigen. Natürlich kann die Risikomatrix nach Nohl direkt in der Software genutzt und ausgefüllt werden. Somit lässt sich für jeden Mitarbeiter eine entsprechende Matrix erstellen, in der die Risikokennzahl für Gefährdungen abgeleitet wird. Anpassungen der Ausprägungsstufen sowie Dimensionen stellen daher kein Problem dar.
Abschließend können Sie notwendige Arbeitsschutzmaßnahmen ableiten und Beschäftigten zuordnen. Mögliche Maßnahmen reichen dabei von Betriebsanweisungen über Mitarbeiterunterweisungen bis hin zur Vorsorgeplanung – allesamt zentral in der HSQE-Software-Lösung iManSys organisierbar.
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Der Einfachheit und besseren Lesbarkeit halber wird im Text das generische Maskulinum verwendet – gemeint sind damit immer alle Geschlechter.
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