Wenn Sie sich mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung in Ihrem Unternehmen auseinandersetzen, dann ist Ihnen das Greenhouse Gas Protocol, kurz GHG Protokoll, sicher kein Fremdwort. Es richtet sich an Organisationen aller Branchen und Unternehmensgrößen und bietet klare Leitlinien für die Bilanzierung von Scope-1-, Scope-2- und Scope-3-Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Doch welche genauen Standards werden darin festgehalten und wie können Sie es effektiv für die Berichterstattung nutzen? Die Antworten erhalten Sie in diesem Beitrag!

Einführung: Bedeutung, Inhalt und Ziel des GHG-Protokolls

Beim GHG Protocol handelt es sich um keine neue Erfindung. Bereits 1998 wurde es vom World Resources Institute (WRI) und dem World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) entwickelt.

Ziel des Treibhausgas Protokolls ist es, eine einheitliche Methodik zur Erfassung und Berichterstattung von Emissionen bereitzustellen. Damit sollen Transparenz und Vergleichbarkeit in der Klimabilanzierung gewährleistet werden – sowohl auf Unternehmensebene als auch auf Produktebene. Unternehmen erhalten durch den Corporate Standard und den Product Life Cycle Accounting and Reporting Standard fundierte Leitlinien für die Bilanzierung ihres CO₂-Fußabdrucks.

Welche Arten von Unternehmen verwenden das GHG Protokoll?

Unternehmen aller Branchen und Größenordnungen – vom globalen Konzern bis zum mittelständischen Betrieb – setzen das GHG Protocol ein. Besonders relevant ist es für produzierende Unternehmen, Logistikdienstleister und Unternehmen mit komplexen Lieferketten.

Eine Gruppe Personen in Business-Kleidung schaut auf einen Monitor mit ESG-Grafik

Überblick über die GHG-Protokoll-Standards

Das GHG-Protokoll gliedert sich in mehrere Standards, die spezifische Anwendungsbereiche abdecken:

  1. Corporate Standard
  2. Corporate Value Chain (Scope-3) Standard
    • Detaillierte Bilanzierung aller indirekten Emissionen in vor- und nachgelagerten Aktivitäten
    • 15 Kategorien, u. a. Geschäftsreisen, Abfall, Einkauf von Waren und Dienstleistungen
  3. Product Life Cycle Accounting and Reporting Standard
    • Erfassung der Emissionen über den gesamten Lebenszyklus eines Produkts, von der Rohstoffgewinnung bis zum Ende-of-Life
  4. Project Protocol
    • Politisch neutrales Instrument zur Quantifizierung der Treibhausgasvorteile einzelner Klimaschutzprojekte
  5. Mitigation Goal Standard
    • Leitlinien für nationale und subnationale Minderungsziele und die Berichterstattung über Fortschritte
  6. Policy and Action Standard
    • Standardisierte Methode zur Abschätzung der Emissionswirkung konkreter politischer Maßnahmen
  7. GHG Protocol for Cities (GPC)
    • Rahmenwerk für kommunale Inventare, um stadtweite Emissionen aus Verkehr, Gebäuden, Abfallwirtschaft und mehr zu bilanzieren

Die wichtigsten Standards des GHG Protokolls im Überblick

Von den insgesamt sieben Standards sind vor allem der Corporate und der Product Standard zu verstehen. Der Corporate Standard dient als übergeordneter Unternehmensstandard, während der Product Standard detaillierte Berechnungen einzelner Produkte ermöglicht.

Product Life Cycle Accounting and Reporting Standard im GHG Protokoll

Dieser Standard erweitert die Bilanzierung auf die Produktebene und erfasst alle Emissionen von der Rohstoffgewinnung über Produktion und Transport bis hin zum End-of-Life. Er ist besonders wichtig, um den gesamten ökologischen Fußabdruck einzelner Produkte transparent darzustellen.

Corporate Standard: Bilanzierung auf Unternehmensebene im GHG Protokoll

Der Corporate Standard (auch „GHG Protocol Corporate Accounting and Reporting Standard“) definiert den Unternehmensstandard für die Bilanzierung sämtlicher Treibhausgasemissionen einer Organisation. Er unterscheidet dabei zwischen:

Scope 1

direkte Emission aus eigener Quelle

Scope 2

indirekte Emission aus eingekauften Energie

Scope 3

andere indirekte Emissionen entlang der Wertschöpfungskette

Scope 1, 2 und 3: Einordnung der Emissionen im GHG Protokoll

Scope 1: Direkte Emissionen aus eigenen Quellen

Scope-1-Emissionen entstehen durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe oder andere direkte Prozesse in firmeneigenen Anlagen oder Fahrzeugen – etwa Heizkessel, Produktionsöfen oder Firmenfahrzeuge.

Scope 2: Indirekte Emissionen aus eingekaufter Energie

Scope-2-Emissionen werden durch den Verbrauch von zugekaufter Energie wie Strom, Dampf oder Wärme verursacht. Obwohl die Emissionen physisch außerhalb des Unternehmens entstehen, zählen sie zur CO₂-Bilanz des Unternehmens.

Scope 3: Emissionen entlang der Wertschöpfungskette

Scope-3-Emissionen umfassen alle anderen indirekten Emissionen, von vorgelagerten Aktivitäten (z. B. Herstellung eingekaufter Materialien) bis zu nachgelagerten Prozessen (z. B. Nutzung und Entsorgung von Produkten). Sie machen oft den größten Anteil der Gesamtemissionen aus, sind aber auch am kompliziertesten zu erfassen.

Hände mit einer digitalen Weltkugel in der Hand.

Ist die Bilanzierung von Scope-3-Emissionen verpflichtend?

Die Erfassung von Scope 3 ist im Corporate Standard nicht zwingend vorgeschrieben, wird jedoch dringend empfohlen. Viele Regulierungen und Nachhaltigkeitsratings verlangen zunehmend umfassende Angaben zu Scope 3, um die gesamte Klimabilanz vollständig abzubilden.

Bilanzierung und Berichterstattung: Anforderungen und Pflichten für Unternehmen

Sie haben nun einen groben Überblick über die Inhalte des GHG-Protokolls. Doch was müssen Sie beachten, wenn sie es in Ihrem Unternehmen anwenden möchten? Folgen Sie diesen vier Schritten, um das GHG-Protokoll erfolgreich einzusetzen:

Schritt 1:

Legen Sie eine Organisationsgrenze fest. Dabei können Sie an dem Equity-Ansatz (Emissionen werden entsprechend dem Anteil am Eigenkapital des Unternehmens angesetzt) oder dem Kontrollansatz (Emissionen werden von allen organisatorischen Einheiten einbezogen, auf die ihr Unternehmen Kontrolle ausübt) vorgehen.

Schritt 2:

Identifizieren Sie die relevanten Emissionsquellen für Scope 1–3.

Schritt 3:

Wählen Sie geeignete Emissionsfaktoren aus und wenden Sie Berechnungsmethoden an.

Schritt 4:

Dokumentieren Sie die Daten und berichten Sie gemäß den Leitlinien.

Bestimmung von Emissionsfaktoren und Berechnung der CO₂-Bilanz

Ein zentraler Schritt bei der GHG-Bilanzierung ist die Auswahl passender Emissionsfaktoren, denn sie übersetzen Aktivitätsdaten (z. B. Liter Diesel, kWh Strom, geflogene Kilometer) in Treibhausgas­mengen. Viele Unternehmen nutzen dafür öffentlich zugängliche Datenbanken, wie nationale Umweltbehörden, die IPCC-Datenbank oder branchenspezifische Sammlungen. Alternativ leiten sie auf Basis verschiedener Studien und Datensätze selbst gerundete Faktoren ab, welche im Folgenden transparent begründet werden müssen.

Die größte Herausforderung liegt darin, aus der Vielzahl verfügbarer Werte genau den Faktor zu wählen, der am besten zum eigenen Kontext (z. B. regionaler Energiemix, spezifische Prozessbedingungen) passt. Ist der Faktor festgelegt, reduziert sich die CO₂-Bilanzierung rechnerisch auf eine klare Multiplikation von Aktivitätsdaten × Emissionsfaktor und das anschließende Aufsummieren aller Beiträge. Wichtig dabei ist, die Darstellung übersichtlich zu gestalten und alle verwendeten Datensätze und Quellen eindeutig auszuweisen.

Warum das GHG Protokoll für Unternehmen essentiell ist

Nachhaltigkeitsberichterstattung ist aufwändig – aber lohnt sich für Ihr Unternehmen in mehreren Hinsichten!

Wettbewerbsvorteile durch transparente Berichterstattung

Eine verlässliche Klimabilanz schafft Vertrauen bei Investoren, Kunden und Regulierungsbehörden. Unternehmen, die ihre Emissionen nach dem GHG Protocol ausweisen, gelten als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit und können leichter Zugang zu grünen Finanzierungen erhalten. Wie Sie noch weiter nachhaltig erfolgreich sind, können Sie auch in unserem passenden Blogbeitrag lesen.

Unterstützung bei der Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks

Mithilfe präziser Emissionsberechnungen lassen sich Hotspots im eigenen Betrieb und in der Lieferkette identifizieren. Dadurch können zielgerichtete Maßnahmen zur Emissionssenkung eingeleitet und Prozesse optimiert werden.

Fazit: Standardisierte Klimabilanzierung als Schlüssel zu nachhaltigem Wirtschaften

Das Greenhouse Gas Protocol ist der globale Bezugspunkt für eine einheitliche, transparente und vergleichbare Klimabilanzierung. Mit seinen modularen Standards, klaren Prinzipien und umfangreichen Leitfäden hilft es Organisationen jeder Größe, ihr Emissionsmanagement zu professionalisieren, Treibhausgase systematisch zu reduzieren und nachhaltige Wettbewerbsvorteile zu erzielen.

Viel Rauch und in der Mitte steht ein Kraftwerk.

Alternativ empfehlen wir Ihnen einen Blick auf unsere anderen Blogbeiträge zum Thema Nachhaltigkeit.

Der Einfachheit und besseren Lesbarkeit halber wird im Text das generische Maskulinum verwendet – gemeint sind damit immer alle Geschlechter.

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